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Up the ladder... Oder: Wie Konflikte sich verselbständigen.

Autorenbild: Mag.a Martha Harreiter, BAMag.a Martha Harreiter, BA


Konflikte bauen sich nach und nach in mehreren, für die Parteien zunächst unsichtbaren, Stufen auf. Diese Stufen stehen für die schrittweise Steigerung der Eskalation des Konflikts.

Um die Lage zu deeskalieren und zu beruhigen, müssen alle Stufen wieder rückwärts durchlaufen werden. Erst dann kann ein Gesprächsklima entstehen, in dem eine sachliche Lösungsfindung möglich ist. "Short-Cuts" (Überspringen von Stufen) gibt es dabei nicht.



Friedrich Glasl hat die Entwicklung von einem „kleinen Streit" bis zum Kriegszustand in einem Stufen-Modell abgebildet. Die Eskalationsstufen nach Friedrich Glasl helfen bei der Einschätzung, wie weit ein Konflikt bereits fortgeschritten ist und mit welchen Mitteln dieser wieder beigelegt werden kann.


Win - Win:

Der Konflikt startet mit Spannung bzw. Verhärtung der Gesprächsbasis.

Es kommt dann zunehmend zu einer Polarisierung bzw. zur Debatte.

Im nächsten Schritt werden Taten gesetzt, statt weitere Worte zu verlieren.

In dieser Phase können die Parteien noch selbst eine Lösung ihres Konflikts erreichen. Es bietet sich eine Moderation durch eine Person an, die in der Konfliktlösung geschult ist. in der Phase von ersten Spannungen und Verhärtungen können Freunde oder Bekannte ggf. auch noch gut unterstützen.



Win - Lose:

Kommt es zu einer weiteren Eskalation des Konflikts, werden regelmäßig Verbündete gesucht bzw. Koalitionen gebildet.

Anschließend werden direkte und persönliche Angriffe genutzt um das Gegenüber in Zweifel zu ziehen. Ziel ist der Gesichtsverlust (ohne moralische Ansprüche). In einem nächsten Schritt werden Drohstrategien genutzt um das Gegenüber einzuschüchtern und zum Aufgeben zu bewegen.

In dieser Phase verliert klassischerweise eine Partei, während die andere, schwächere Partei unterliegt. Zur Lösung des Konflikts benötigen die Parteien regelmäßig geschulte externe Hilfe. Die Inanspruchnahme einer Mediation kann hier zu guten Ergebnisse führen und eine Deeskalation ermöglichen.



Lose - Lose:

In dieser Phase wird zunächst versucht, dem Gegenüber Schaden zuzufügen.

Anschließend wird versucht, das System und Netzwerk des Konfliktpartners und seinen Ruf zu zerstören. In der letzten Stufe kommt es zur totalen Konfrontation, bei der die Selbstvernichtung billigend in Kauf genommen wird, solange es zur Zerstörung des Gegners kommt.

Hier hat man es mit hoch eskalierten, sehr gefährlichen Konflikten zu tun, bei denen im Ernstfall beide bzw. alle Beteiligten nur mehr verlieren können. Ist ein Konflikt derart außer Kontrolle und hoch eskaliert, muss der Konflikt gerichtlich geklärt werden. Nicht selten braucht es auch den staatlichen Machteingriff zum Schutz der körperlichen Unversehrtheit aller Beteiligten. Die häufigsten Konflikte, die diese Eskalationsstufen erreichen, liegen im privaten Bereich. Im Arbeitsleben werden hocheskalierte Konflikt dieser Art selten erreicht. Eine Mediation ist auf dieser Eskalationsebene nicht mehr möglich.

Hinweis: Unter Gewaltinfo (www.gewaltinfo.at) finden sich für Österreich Notfallkontakte und Einrichtungen, die in diesen Fällen Hilfe anbieten!



Je früher die Konfliktlösung ansetzt, desto höher ist die Chance, dass die Parteien den Konflikt, allenfalls mit externer Unterstützung, wieder beilegen können.

Konflikte lösen sich in aller Regel nicht „von selbst", können aber unter der Oberfläche weiter kochen. Ein Konflikt ist nichts Schlechtes, ein ungelöster Konflikt aber kann zu vernichtenden Folgen führen. Es gibt kein „zu früh", um mit der Konfliktlösung zu beginnen.


Näheres findet man bei Friedrich Glasl, Konfliktmanagement. Diagnose und Behandlung von Konflikten in Organisationen.

 
 
 

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