Meditation vs. Mediation
- Mag.a Martha Harreiter, LL.M. BA

- 21. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Nov.
Keine Seltenheit: Ich stelle mich als Mediatorin vor. Und schon kommt prompt die Antwort: "Ah cool, ja ich würde auch gerne mehr meditieren."

Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft das vorkommt. Stattdessen stelle ich mir inzwischen die Frage: Was können wir von Meditation mitnehmen, wenn wir in die Mediation gehen?
Aber abgesehen davon, dass "Meditation" offenbar der bekanntere Begriff sein dürfte, erstmal auf Anfang: Was bedeuten die Begriffe "Meditation" und "Mediation" überhaupt?
Schauen wir uns zunächst Meditation an: Meditation ist eine innere Praxis der Achtsamkeit und Konzentration mit dem Ziel, Ruhe, Klarheit und Bewusstsein zu fördern. Förderlich ist dazu eine Haltung, die Offenheit, Präsenz und die Abwesenheit von Bewertungen vereint. Es gibt zahlreiche Schulen und Techniken des Meditierens.
Und mit einem "t" weniger sind wir schon bei der Mediation gelandet: Mediation ist ein strukturiertes Verfahren, bei dem ein:e Mediator:in als allparteilicher Dritter zwei oder mehr Parteien dabei unterstützt, einen Konflikt nachhaltig und konstruktiv zu lösen. Der:Die Mediator:in verfügt dabei über eine allparteiliche, klare und vertrauensvolle Haltung.
Definitionsgemäß hat das eine mit dem anderen außer der begrifflichen Ähnlichkeit wenig gemeinsam. Vielleicht könnte man sagen, beide fördern im Ergebnis die Selbsterkenntnis, idealerweise auch den inneren Frieden.
Wenn man genauer nachdenkt, fallen einem mit einem Augenzwinkern doch noch ein paar Dinge ein, die Meditation und Mediation gemeinsam haben:
Beide erfordern etwas Geduld: Meditation hat man nicht in ein paar ersten Momenten ausgelernt, und Mediation wird für akute oder auch für lange schwelende Konflikte nicht in der ersten Einheit zum Erfolg führen.
Beide schätzen Stille: Meditation findet nicht immer, aber oft in Stille statt, oft wird Meditation auch alleine praktiziert. In der Mediation ist man nie allein, sondern immer zumindest zu dritt (im Normalfall). Dementsprechend wird da auch viel gesprochen. Aber, auch hier kann es sehr wertvoll sein, für Momente innezuhalten - anstatt sich die nächsten Beleidigungen an den Kopf zu werfen. ;-)
Beide leben von der Präsenz im Moment: Im Hier und Jetzt zu sein, ist sowohl Ziel der Meditation als auch wichtige Voraussetzung für das Gelingen einer Mediation.
Können wir auf Erfahrungen und Techniken aus der Meditation zurückgreifen, wenn wir in die Konfliktlösung gehen?
Tatsächlich kann sich die eigene Meditationspraxis auch bei der Konfliktlösung als hilfreich erweisen: Wer durch seine Praxis mehr Gelassenheit und Achtsamkeit erlernt hat, kann mitunter in Konfliktfällen darauf zurückgreifen. Nicht immer gelingt im Konfliktfall das, was im Alltag geübt wurde, aber wer die Stärke hat, auch im Konflikt klarer und besonnener zu handeln, der handelt meist auch konstruktiver und lösungsorientierter. Ein großer Vorteil liegt bereits darin, wenn es einem im Streit bzw. Konfliktfall gelingt für einen Moment innezuhalten, die eigenen Emotionen wertfrei zu beobachten und dann zu agieren - statt blind zu reagieren und den Konflikt weiter zu entfachen.


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